Mein Spezl, der Holger Lamprecht, seines Zeichens Kunstschmied und Maler, verfolgt den ganzen Zirkus seit der ersten Stunde. Er ist treuer, bewundernder Fan der Hühnerschar. Ein Feingeist und ein vertrauensvoller Mensch. Und ein armer Optimist. Denn er ist so angetan, dass er sich für seine Katze, die Chantal, auch einen Klicker mit Target besorgt.
Die Chantal ist beim Hühnereinzug gähnend mit am Zaun gesessen. Das war so ziemlich das einzige Mal, dass sie einen Hauch an Interesse geheuchelt hat. Die nächsten Wochen, in denen es in der Manege wirklich zur Sache ging, hat sie gelangweilt ignoriert und höchstens noch affektiert das Schwanzerl aufgestellt. Meistens ist sie beleidigt abgezogen, weil sie nicht im Mittelpunkt des Geschehens war, hat sich wieder auf der Fensterbank eingerollt und betont in die andere Richtung gepennt. Einmal, da hats einen guten Tag gehabt und ist dem Target nachgesprungen. Direkt auf einen Stuhl. Eine Katze! Das müssen Sie sich mal vorstellen. Auf. Einen. Stuhl.
Der Holger, der seine Katze abgöttisch liebt und ihr übernatürliche, grandioseste Fähigkeiten zuspricht, fühlt sich bestätigt. Er ist maximal motiviert, schickt mir gleich ein Video der hochbegabten Chantal, wie sie in fast olympischer Spitzenleistung auf den Sessel hupft. Und wie Männer halt so sind, ständig am Beweisen und Bessersein, hat er gesagt, er trainiert jetzt jeden Tag mit der Chantal. Irgendwann hab ich dann gesagt: „Wetten, dass meine Henne eher durch einen Reifen springt als deine Katz?“ Wir schlagen ein, passt. Sein mutiger Wetteinsatz, ein Ölgemälde von meiner Chickendale-Prinzessin und falls ich verliere, backe ich höchstpersönlich eine mehrstöckige Katzentorte – mit dem Abbild der schönen Chantal in Sahne und extra Zuckerguss! Ein gewisser Ehrgeiz wohnt tatsächlich in mir. Ich bin von meinen Artistinnen mehr als überzeugt.
Diese Wette werde ich gewinnen. Komme, was wolle.