Derweil ich so am Dahinstudieren bin und alle pandemiemäßig ans Haus gefesselt sind, kommt das Thema Selbstversorgung wieder auf. Zum Wirt kann man nicht oder man wird nach den Jahrzehnten des akribischen Müllvermeidens ungewollt zur Plastikgroßverbraucherin zwecks dem täglichen Abholservice. Das ist auf die Dauer auch nix. Also wird jetzt selber gekocht! Regionale Lebensmittel, gute Produkte aus der Gegend, Gemüse der Saison, Eier von eigenen Hühnern. Und da war er wieder – der Traum vom Bauernhof. Der überschaubare Garten hinterm Haus wird bei aller Vorstellungskraft ums Verrecken zwar nicht größer, für einen kleinen Hühnerstall und ein bisserl Auslauf würde er aber reichen. Da mir das Fleckerl Grün nicht allein zusteht, muss ich erst meinen Onkel überzeugen. Am Anfang ist er noch skeptisch. Schließlich kennt er meine oft impulsiven Einfälle. Die gemeinsamen Kindheitserinnerungen an die Zeit mit den Tauben, den Zwerghenderln, dem Jakob – wir sind ja nur ein paar Jahre auseinander – und die Aussicht auf frische große Eier, das ist es dann. Wir bauen einen Hühnerstall! Sofort gehts los. Alex konzipiert und plant, er ist konzentriert bei der Sache, professionell wird ausgemessen, gesägt, gehämmert, geschraubt, geflucht. Direkt vor meinem Bürofenster. Das hab ich natürlich nicht mit einkalkuliert, dass genau hier der einzige verfügbare Arbeitsplatz für den Hühnerstallbau ist. Die schrille Kreissäge mischt sich fies mit dem dumpfen Pumpern des Kompressors, dazwischen schnalzts und klapperts. Eine wirklich angenehme Geräuschkulisse schraubt sich nebst Wortbeiträgen meines Chefs und den Kollegen aus dem Headset in meinen Gehörgang.
Es wird ein Hühnerstall de luxe, doppelt abgesichert, damit nicht der Marder oder der Fuchs nachts plötzlich den künftigen Bewohnerinnen einen Besuch abstattet. Mein Onkel ist ein Handwerker durch und durch. Der kann alles. Schnell ist eine Voliere mit entsprechenden baumartigen Sitzmöglichkeiten und eigenem Schlafgemach gebaut. Überbleibsel aus der Taubenrettungserfahrung werden aus dem väterlichen Fundus geholt und wiederverwendet, Futter- und Wasserspender besorgt. Der Boden mit Kies aufgeschüttet und für die Wellness ein eigens installiertes Sandbad präpariert. Der Schlafbereich, ausgepolstert mit Sägespänen und Stroh. Separat abschließbar wie eine Suite zwecks der Privatsphäre. Das Türl groß genug, dass wir bequem reingehen können. Der kleine Stall entwickelt sich zu einem ziemlich lässigen Hühnerpalast. Wir sind jetzt schon mächtig stolz auf das Zwischenergebnis. Es schaut sehr gut aus!
Jetzt der Außenbereich. In Anlehnung an den Salzburger Mirabellgarten mit Feng-Shui-Einflüssen und natürlichem Freestyle toben wir uns gestalterisch voll aus. Es wird ein exklusiver Lustwandelpark. Mit viel Platz zum Scharren und zum Flanieren. Sogar Bäume pflanzen wir und schauen drauf, dass die Krone schon gut entwickelt ist für die optimale Beschattung. Wir freuen uns wie die Kinder. Ich glaub, der Opa hat von oben mitgeholfen. Jetzt noch die Einzäunung rundum – das Netz schaut ein bisserl aus wie am Tennisplatz – und diverse Snackbars über die ganze Anlage verteilt. Kurzer Check, ob wir an alles gedacht haben.